Eine Bilanz nach 3 Jahren Verbundprojekt
Neue Anforderungen an die Arbeitsgestaltung
- 13.07.2020
- Veranstaltungen, Publikationen
Das Arbeiten mit Kollaborationsplattformen bietet Potenziale für eine effektivere Zusammenarbeit. Die Gestaltung des virtuellen Ortes im Netzwerk stellt Unternehmen jedoch vor neue Anforderungen – wie kann Kollaboration professionell gestaltet werden?
Am 30.06.2020 wurden die Ergebnisse von drei Jahren Zusammenarbeit im Verbundvorhaben CollaboTeam in einer virtuellen Konferenz präsentiert. Die zahlreichen Ergebnisse wurden in sechs Vorträgen verdichtet. Es lohnt sich, diese hier über die Webseite verfügbaren Vorträge anschauen, um auch in den Kontext der Entstehung dieser Ergebnisse einzutauchen. Die Beiträge lassen sich in fünf Thesen zusammenfassen, die Ihnen Hinweise geben, in welchem Beitrag Sie dazu mehr Informationen finden können.
- CollaboTeam bearbeitet kollaborative Team- und Projektarbeit als einen wichtigen Aspekt der Digitalisierung der Arbeit. Diese ist generell mit Risiken und Chancen verbunden, woraus Gestaltungsanforderungen in einer großen Bandbreite (von Agilität bis Zeitsouveränität) resultieren (Müller, Klippert). Dies gilt auch für das Arbeiten mit Kollaborationsplattformen, welches spezifische Anforderungen an die Arbeitsgestaltung (Hardwig, Klötzer) und die betriebliche Mitbestimmung stellt (Weißmann).
- Unternehmen setzen Kollaborationsplattformen ein, weil sie die Potenziale selbstgesteuerten Organisierens im Netzwerk nutzen wollen (Hardwig), die durch das Arbeiten an einem virtuellen Ort im Netz möglich werden: Beispiele sind die globale Zusammenarbeit in Teams (Reißmann), das Zusammenspiel von vielfältigen Experten und Expertinnen in Kundenprojekten (Schulz) und die räumlich verteilte agile Software-Entwicklung (Mönch/Löffler). Als besonderes Hemmnis erweisen sich Strategiedefizite in der Digitalisierung (Klippert).
- Die mit der Nutzung von Kollaborationsplattformen erhöhte Transparenz, das vernetzte Arbeiten, die erweiterte Selbstorganisation und die Gestaltungsoffenheit der IT-Werkzeuge fordern die Arbeitsgestaltung in den Unternehmen heraus (Hardwig). Die Unternehmen im Verbundprojekt haben im Prozessverlauf gelernt, dass ein effizienter Einsatz nur im Zusammenspiel von Menschen, Organisation und Technik gelingen kann (Weißmann). Dabei ging jedes Unternehmen, auf seine eigene Reise, die auch Umwege eingeschlossen hat: Ein digitaler Arbeitsplatz wurde implementiert und die Zusammenarbeit mit einem „Culture Codex“ geregelt (Reißmann). Neue IT-Werkzeuge wurden eingeführt und mussten von den Nutzerinnen und Nutzern angeeignet werden (Schulz). Ein Führungskonzept, welches einen vernetzten Kulturwandel ermöglicht, wurde entwickelt (Mönch/Löffler). Die Gestaltung lässt sich als ganzheitlichen, iterativen Prozess von Strategieformulierung, Situationsanalyse und Umsetzung in spezifischen Handlungsfeldern beschreiben (Klötzer).
- Das von CollaboTeam erarbeitete Wissen zur Gestaltung der Arbeit mit Kollaborationsplattformen liegt nun in einer für die Praxis nutzbaren Weise vor: Referenzbeispiele für die Praxis (Reißmann, Schulz, Mönch/Löffler), ein Orientierungsrahmen für die Einführung und Nutzung von Kollaborationsplattformen (Klötzer) sowie Empfehlungen für die betriebliche Gestaltung der Arbeit mit Kollaborationsplattformen (Weißmann). Mit diesen Ergebnissen aus dem Projekt CollaboTeam sollen diejenigen, die in unterschiedlichen Rollen in den Unternehmen Arbeit gestalten, beim Aufbau professioneller Gestaltungskompetenz gezielt unterstützt werden.
- Die Erkenntnisse von CollaboTeam sind empirisch fundiert (Mußmann). Sie sind in enger Zusammenarbeit mit betrieblichen Praxispartnern entstanden (Reißmann, Schulz, Mönch/Löffler) und wurden in Befragungen mit dem Management von KMU und Betriebsräten vertieft. Sie haben in Dialogprozessen mit Praxispartnern und auf wissenschaftlichen Tagungen Beachtung gefunden. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch zu ihrer Weiterentwicklung.
Wir danken allen Kooperationspartnern von CollaboTeam aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Gewerkschaften und Verbänden für ihre wertvollen Beiträge und die intensive Zusammenarbeit während der Projektlaufzeit.
Marliese Weißmann (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen)
Frank Mußmann, Thomas Hardwig, Stefan Klötzer (Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften, Universität Göttingen)